oder wie ich Erfolg für mich im neuen Jahr definiere…
Einige von Euch haben es ja am Rande mitbekommen das ich mir am 01.10.2021 eine „Wohndose“ bei einem renomierten Anhängerhändler gekauft habe.
Zulassung und Abholung gestalteten sich problemlos, doch dann tauchte auf einmal ein größeres Problem auf und dieses entwickelte sich dann als „Never-Ending-Story“.
Ich habe den Anhänger nagelneu gekauft, der Händler hat die Umschreibung der CE-Papiere zum deutschen Brief erledigt, ich habe dann die Zulassung bei meinem Versicherungsmakler und der Zulassungsstelle gemacht.
Bis dahin war quasi alles gut, erst zu Hause ist mir dann etwas aufgefallen. Der Anhänger ist mit einer Offroadfelge und Offroadbereifung ab Werk ausgestattet, dieses Merkmal war sogar eine Entscheidungshilfe bei dem Kauf. Es stellt sich nun aber heraus das diese Felgengröße sowie diese Bereifung gar nicht eingetragen ist, somit darf ich den Anhänger gar nicht auf der Straße fahren. Ups, was nun? Klar, erst mal den Händler kontaktiert, der wird es schon richten. Dieser meinte er würde mit dem Hersteller in Estland reden. Damit begann die Odysee des Wartens…
Im wöchentlichen Rhytmus immer Freitags abends fragte ich nach und bekam immer die gleiche Antwort: „Respo reagiert nicht.“ Sehr unbefriedigend für den Kunden, immerhin habe ich den Hänger schon zugelassen, bezahlte bereits Steuern und Versicherung, ich wollte ihn dann auch nutzen. So vergingen vier Wochen, und ich fing nun an mich selber zu kümmern. Respo macht Werbung mit Service für den Endkunden, hat angeblich sogar deutsch sprechende Servicemitarbeiter. Leider reagieren diese Mitarbeiter mit keinerlei Reaktion auf Mails von eben diesen Endkunden.
Langsam schwillt mir der Hals…
Weitere Anfragen bei meinem Händler ergaben das gleiche Ergebnis. Der TüV-Mitarbeiter der diesen Händler regelmäßig unterstützt hat sich alles angeschaut und meinte ohne Infos über die Felge, am besten eine ABE seien ihm die Hände gebunden. Also habe ich mich ans Internet gesetzt und habe nach dieser Felge gegoogelt und irgendwann wurde ich dann auch fündig. Es handelt sich um eine Offroadfelge aus dem Hause „Japan Racing“ mit der Bezeichnung X4. Japan, ach Du Shyce, das wird ja nie etwas, so mein erster Gedanke. Auf der Suche nach der europäischen Vertretung bin ich fündig geworden, habe diese angeschrieben, allerdings ohne viel Hoffnung von denen Antwort zu bekommen.
So kann man sich irren, der Chef persönlich hat mir nach ein paar Tagen eine sehr freundliche Antwort geschrieben. Es gäbe leider keine ABE für diese Felge, er könnte mir nur ein Festigkeitsgutachten zur Verfügung stellen. Das nahm ich natürlich dankend an und meine Laune hob sich wieder.
Vom Händler kam immer noch nichts…
Mein Kontakt zu dem oben erwähnten TüV Menschen brachte dann die nächste Ernüchterung. Nur so ein Gutachten reicht nicht, man muss auf die Größe Felge/Reifen auch Bremstests etc. vorlegen können. Kostet aber irre viel Geld und kann dauern bis man einen Termin dafür bekommt.
Vom Händler kam immer noch nichts…
Hmmhhmm, was tuen, wie komme ich an solche Unterlagen? Dr. Google fragen…
Dann habe ich durch Zufall eine Verkaufsanzeige von dem gleichen Anhänger bei einem Händler im tiefen Süden Deutschlands gesehen. Den rufe ich doch einfach mal an und frage wie er das mit der Bereifung gelöst hat. Auch hier machte ich mir nicht viel Hoffnung, ob der sich mein Problem überhaupt anhören will? Na, egal, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und was meint Ihr wohl, es war eines der freundlichsten Gespräche die ich je hatte. Er meinte er kenne das Problem auch schon, hat einiges versucht und ist ebenfalls immer gescheitert. Wir waren also quasi Verbündete. Er meinte er wäre auch schon tätig gewesen, hat von dem Hersteller des Fahrgestells Unterlagen über die Achse und die verbaute Bremsanlage. Er sucht das raus und schickt es mir. Im Gegenzug habe ich ihm das bekommene Festigkeitsgutachten der Felge geschickt.
Von meinem Händler kam immer noch nichts…
…und mittlerweile hatte ich ihm angedroht den Hänger zurück zu geben. Alle angefallenen Kosten würde ich oben drauf berechnen. Daraufhin bot er an das er einen Satz Felgen mit Bereifung in der erlaubten Größe besorgen würde. Das gefällt mir nicht, wirkt irgendwie zu klein, shyce. Da ich aber auch irgendwie meine Wohndose lieb gewonnen habe sagte ich zu und dachte noch so, geht ja schnell, und Du kannst erst mal damit fahren. Leider passierte wieder erst einmal nichts, natürlich hatte Respo wohl wieder Schuld.
Mittlerweile habe ich mich in das Thema verbissen, ich kann da wie ein Bullterrier sein. Zupacken und nicht mehr loslassen…
Es ist kurz vor Weihnachten…
und ich beschließe einfach mal mit einer anderen TüV Nord Prüfstelle zu reden.
Ich habe alle Unterlagen die ich zusammen getragen habe ausgedruckt, alle Datenblätter und Gutachten in einen Ordner gepackt und bin los. Auch dort wurde ich sehr freundlich aufgenommen und man hörte sich mein Problem an, hatte aber ohne Termin zu wenig Zeit um den Ordner durchzuarbeiten. Sie würden sich bei mir melden…
Vom Händler keine neuen Infos…
Am nächsten Tag in den Abendstunden ein Anruf vom TüV. Whow, das ging schnell und ich fürchtete das Schlimmste. Der nette Mitarbeiter sagte es sähe ganz gut aus, man müsse aber das Fahrzeug vor Ort noch prüfen und versprechen können sie dann nichts. Das wäre dann nur mit Termin machbar da solch eine Prüfung etwas dauern könne. Leider kostet das dann auch weiteres Geld. Ich sagte egal, sie möchten mir bitte einen Termin geben. Ich bekam den 12.01.2022, schneller ginge es leider nicht.
Wir wünschten uns frohe Festtage und ich ging mit dem gewissen Strohalm, an den man sich klammert nach Hause.
Von meinem Händler kam, oh Wunder, immer noch nichts. Dem habe ich übrigens von meiner Eigeninitiative nichts erzählt, war immer nur der wütende Kunde.
So fieberte ich dem Termin entgegen, Weihnachten und Sylvester vergingen wie im Flug und was glaubt Ihr was im neuen Jahr passierte?
Genau, mein Händler… Der Ersatzfelgensatz wäre nun endlich angekommen und ich könnte ihn abholen.
Dieses Mal vertröstete ich ihn, ich wollte mein Date am 12.01. noch abwarten.
In der ganzen Zeit hatte ich übrigens weiterhin sehr regen Kontakt mit dem Händler aus dem Süden sowie dem Chef des Felgenvertriebs.
Heute war es dann endlich soweit, mein Termin bei Det, äh, beim TüV in Syke sollte stattfinden. Pünktlich wie ich bin fand ich mich dort ein und ich gebe zu, ich war aufgeregt wie ein kleiner Junge vorm Weihnachtsmann. Der Prüfer war einfach super, freundlich, sehr kompetent, interessiert und hörte sich all meine Bemühen noch einmal an. Dann verschwand er mal unter dem Anhänger, mal im Büro, mal hinter seinem PC. Er telefonierte mit Kollegen und war immer sehr, sehr freundlich.
Nach etwas über zwei Stunden kam er dann zu einem Ergebnis: Gutachten §19 Einzelabnahme Felgen und Bereifung bestanden !
Ich konnte es kaum fassen, bedankte mich, bezahlte, steckte noch ordentlich etwas in ihre Kaffeekasse und fuhr megaglücklich vom Hof.
Nun muss ich noch einen Termin bei der Zulassungsstelle bekommen um die Umschreibung der Papiere vorzunehmen, aber das bekomme ich nun auch noch hin.
Nächste Woche werde ich dann den Händler mit meinem Ergebnis konfrontieren, da freue ich mich schon drauf. Ach ja, auch diese entstandenen Kosten werde ich natürlich einfordern. Mal sehen was er dazu sagt…
Kommen wir am Ende noch einmal auf den Titel des Beitrages zurück, was ist Erfolg in meinem Beispiel?
Fleiß und Geduld kenne ich auch aus meinem Berufsleben, die 10% Glück verteile ich auf jeweils 5% zu den beiden hilfsbereiten Händlern aus dem Süden. Ohne diese beiden wäre ich vermutlich doch noch gescheitert. Natürlich habe ich beide heute über den Erfolg unterrichtet.
Vom 01.10.21 bis zum 12.01.22 ist eine lange Zeit in der die Wohndose eigentlich schon beim Folierer gewesen sein soll und ich mit dem Innenausbau fertig sein wollte. Da immer die Option zurück geben im Raum stand musste das alles warten. Nun kann es endlich weiter gehen.
Davon aber sicher später mehr…
So endet hier die „never-ending-story“ dann doch erst einmal und ich hoffe es kommen keine neuen Probleme dazu.
Schönen Abend, Micha
Nachtrag 13.01.2022
Zur Zeit braucht man einen Termin in unserer Zulassungsstelle und das wusste ich nicht. Die Dame an der Rezeption war aber äußerst hilfsbereit und hat in der Abteilung nachgefragt und siehe da es gibt gerade jetzt eine Terminabsage und ich könne sofort reingehen insofern ich der 3G-Regel entspreche. Ich bin geimpft und geboostert, außerdem machen wir in der Firma regelmäßige Testungen der Mitarbeiter. Also kein Problem und bereits 15 Minuten später war ich mit den neu ausgestellten Papieren wieder draußen. Damit ist dieser Fall entgültig abgeschlossen und ich bin ab sofort auch legal mit der Wohndose unterwegs.